Ausgezeichnete Halle aus Schweizer Holz
Im Leimwerk Fimmelsberg in Amlikon-Bissegg trafen sich rund 40 Holzfachleute vom Dachverband der Thurgauer Wald- und Holzwirtschaft «Lignum Ost» anlässlich der Label Verleihung «Schweizer Holz» an die August Brühwiler AG.
Patrick Brühwiler und Rolf Schwager führten die Besucher durch das Leimwerk, das im Jahr 2000 mit einer Occassion Keilzinkanlage in Betrieb genommen wurde und in dem seither jährlich über 10´000 m³ Rohholzlamellen vom eigenen Sägewerk in Balterswil zu Brettschichtholz, Duo-Balken und keilverzinkten Latten verarbeitet werden. Nach dem Einrichten einer neuen Hobelproduktionslinie wurde das Generationsprojekt Fimmelsberg mit einem Prototyp einer neuen Keilzinkanlage vorerst abgeschlossen. „Die neue Anlage schafft in acht Stunden, wofür die alte 12 Stunden brauchte“, sagte Patrick Brühwiler. Über eine Abstapelanlage gelangen die sägerohen Bretter in die Produktionslinie. Dort werden minderwertige Teile ausgeschnitten, Zinkenprofile gefräst und mit Klebstoff versehen, ehe sie ineinander gepresst werden. Durch den Ersatz der neuen Keilzinkanlage und die dafür nötigen Umstrukturierungen ging viel Lagerplatz verloren. Eine alte Lagerhalle wurde abgerissen und die Krattiger Holzbau AG aus Amriswil richtete eine 42,5 x 30,3 x 10,5 Meter grosse Halle neu auf. Dabei wurden 147 Laufmeter Spurschwellen, 53 m³ Binder, 31 m³ Dachpfetten, 67 m³ Wandholz und 975 m² Fassadenschalung verbaut. „Nach zwei Wochen war das Gebäude dicht“, sagte der Projektleiter Ralf Helg. Durch die gestaffelte Inbetriebnahme der einzelnen Komponenten konnte gleichzeitig weiter produziert und die Holzbranche durchweg versorgt werden.
Ausgezeichnetes Bauwerk
«Lignum Schweiz» hat für die neue Lagerhalle das Label «Schweizer Holz» vergeben, weil bei dem Projekt mindestens 80 Prozent vom Holz aus dem Schweizer Wald kommt und in der Schweiz verarbeitet wird. Von der Gesamtmenge von 205,1 m³ waren 188,5 m³ Schweizer Holz, was einem Anteil von 91,9 % entspricht. Im eigenen Sägewerk in Balterswil wurden dafür in drei Tagen rund 500 m³ Rundholz gesägt. Paul Koch ging auf die Bedeutung vom Schweizer Holz in der Bauwirtschaft ein. Der Präsident von «Lignum Ost» bemerkte, dass beim Einsatz von ausländischem Holz lediglich Planer und Holzbaufirmen Arbeit bekämen. Wenn jedoch Schweizer Holz verbaut wird, beginnt die Wertschöpfungskette bereits bei den Waldbesitzer und zieht sich über Forst, Transportunternehmen, Sägereien und Holzveredelungsbetriebe bis auf die Baustelle. Koch betonte, dass die Schweizer Wald- und Holzwirtschaft rund 80´000 Arbeitsplätze bietet und in den verschiedensten Berufen Lehrlinge ausbildet. Zudem gibt es nachgelagerte Bereiche, die davon profitieren und Abfallprodukte, die nachhaltig genutzt werden können. Koch, der beruflich den Thurforst in Neunforn leitet, bemerkte, dass wer mit Schweizer Holz baut, auch zur nachhaltigen Nutzung und Gesunderhaltung des Waldes beiträgt. Wenn zu wenig Holz geerntet wird, überaltert der Wald, verliert seine Stabilität und seine Schutzwirkung. „Im Schweizer Wald wächst jedes Jahr deutlich mehr Holz nach wie geerntet wird“, betonte Koch. „Holz ist auf dem Markt angekommen“, sagte Ralf Helg und bemerkte, dass immer mehr öffentliche Bauten in Holzbauweise entstehen und es eine grosse Nachfrage für provisorische Modulbauten gibt. Durch die Förderpolitik, die niedrigeren Produktionskosten und den schwachen Euro sind importierte Holzprodukte allerdings billiger und werden zunehmend für den Bau importiert. Koch gab zu Bedenken, dass die Materialkosten für Konstruktion und Gebäudehülle die Gesamtbaukosten nur unwesentlich beeinflussen und der geringe Aufpreis durch den ökologischen und sozialen Mehrwert gerechtfertigt ist.
Thomas Güntert