Bauen mit Schweizer Holz liegt voll im Trend
Lignum Ost hielt als Dachverband der Thurgauer Holzwirtschaft bei der «Schmid AG, energy solutions» in Eschlikon die Generalversammlung ab.
Paul Koch konnte in der letzten Woche rund 50 Vertreter der 78 Mitgliedsfirmen zur Jahresversammlung begrüssen. Der Lignum Ost Präsident konnte auch sieben Neumitglieder willkommen heissen und verkündete lediglich einen Abgang. Weitere Grussworte kamen vom Thurgauer Regierungsrat Dominik Diezi, der im letzten Jahr von Carmen Haag das Departement Bau und Umwelt übernahm und vom Ständerat Jakob Stark. Koch bemerkte, dass nach der Coronakrise der Krieg in der Ukraine Auswirkungen auf die Schweiz hat und Rohstoffe und Produkte aus den östlichen Ländern zur Mangelware geworden sind. Es habe sich erwiesen, dass die Gewinnoptimierung und die bedingungslose billige Produktion nicht der richtige Weg ist und die jahrelangen Bemühungen, vermehrt regionales Holz in der Schweiz zu verarbeiten und klimaschonende Bauten zu realisieren nun Früchte trägt. Koch bemerkte, dass sich die Holzbranche künftig mit der Kaskadennutzung auseinandersetzen muss. Der Rohstoff Holz soll zuerst in der Holzindustrie verarbeitet werden, ehe er in Heizkraftwerken verbrannt wird. Zudem sollten Blockheizkraftwerke vor allem im Winter genutzt werden und nicht im Sommer, wenn die Abwärme oftmals nicht sinnvoll eingesetzt werden kann. „Das wäre ein optimaler Umgang mit der wertvollen Ressource Holz“, sagte Koch.
Kanton baut mit eigenem Holz
Dominik Diezi stellte den prestigeträchtigen hölzernen Ergänzungsanbau am Regierungsgebäude in Frauenfeld vor, der im 2. Quartal 2025 fertiggestellt werden soll und künftig Platz für 300 Arbeitsplätze bieten wird. Aufgrund den Materialverteuerungen sind die ursprünglich budgetierten Kosten von knapp 40 Millionen Franken auf 43,1 Millionen angestiegen. Beim Bau werden 4500 Festmeter Fichten – und Tannenholz, sowie jeweils 80 Festmeter Eschen- und Eichenholz aus dem Staatswald verarbeitet. Vom Fichtenholz ist zudem ein Grossteil Käferholz. Die Verarbeitung erfolgt überwiegend durch regionale Unternehmen. Koch erwähnte im Jahresbericht, dass Lignum Ost nach der Coronapandemie wieder in den Normalbetrieb übergegangen ist und berichtete von verschiedenen Aktionen des vergangenen Jahres. Gemeinsam mit dem Architekturforum Ostschweiz wurden Besichtigungen durchgeführt, es gab verschiedene Weiterbildungen, Fachvorträge und Messeauftritte. Zudem wurden wieder einige Holzbauten, bei denen 80 % vom verarbeiteten Holz aus der Schweiz stammt, mit dem Lignum Label «Schweizer Holz» ausgezeichnet.
Lignum Ost ist auf einem guten Weg
Der Kassier Mathias Rickenbach präsentierte die Jahresrechnung 2022, die mit einem kleinen Verlust von knapp 2000 Franken abgeschlossen werden konnte. Für dieses Jahr wurde ein Gewinn von rund 4000 Franken budgetiert. Jahresrechnung und Budget wurden einstimmig genehmigt. Ebenso wurde auch Patrik Hutter von der «Woodpecker Group AG» als Nachfolger von Adrian Schläpfer in die Vorstandschaft gewählt. Der Lignum Ost Geschäftsführer Simon Biegger stellte das vielfältige Jahresprogramm 2023 vor. Unter anderem gibt es einen Fachkurs Holzheizwerke & Wärmenetze, sowie eine Fachtagung über die Wartung und Planung von Holzheizungen. „Das ist eine Fachtagung, die einen Null-Prozent Gifteinsatz im Wald thematisiert“, sagte Biegger, der auch auf den Frühlings-Event bei der Kaufmann Oberholzer AG in Buhwil hinwies. Zum Schluss der Versammlung meldete sich noch Jakob Stark zu Wort, der seit zwei Jahren auch den Dachverband Lignum Schweiz präsidiert, die die schweizerische Holzkette mit Wald, Holzindustrie, Holzbau, Schreinereiverband, Holzverarbeitung und Handel vereint. Eines seiner wichtigsten Ziele ist es, dass mehr Holz als Rohstoff für die Bauwirtschaft aus dem schweizer Wald geholt wird. „Dafür müssen alle Massnahmen im Wald mit der Holzproduktion verknüpft werden und der Preis in allen Bereichen stimmen“, sagte Stark und bemerkte, dass auf den Schweizer Baustellen rund 70 % vom verarbeiteten Holz importiert wird.
Erkenntnisse vom Jurist
Im zweiten Teil der Veranstaltung erklärte der Bundesverwaltungsrichter Marc Steiner die Neuausrichtung des öffentlichen Beschaffungswesens, in dem er eine neue Chance für das Holz als nachhaltigen Baustoff sieht. Im Waldgesetz des Bundes ist im Artikel 34 b vermerkt, dass der Bund bei der Planung, der Errichtung und dem Betrieb eigener Bauten und Anlagen, soweit geeignet die Verwendung von nachhaltig produziertem Holz fördert. Bei der Beschaffung von Holzerzeugnissen sollen die nachhaltige und naturnahe Waldbewirtschaftung, sowie die Ziele der Reduktion von Treibhausgasemissionen berücksichtigt werden. Seit dem 1. Januar 2022 ist es in der Schweiz verboten, illegal geschlagenes Holz und die daraus gefertigten Produkte in den Verkehr zu bringen. Auch die neue Holzhandelsverordnung verlangt, die Risiken für illegales Holz zu minimieren. Die Verordnung des Thurgauer Regierungsrates schreibt zudem vor, dass bei der Planung von kantonalen und vom Kanton subventionierten Bauvorhaben Möglichkeiten für die Verwendung von Holz zu prüfen sind. „Das ist die Waffe der Holzigen“, betonte Marc Steiner. Der Jurist bemerkte, dass das neue Vergaberecht nicht mehr auf einen möglichst günstigen Preis, sondern auf den volkswirtschaftlich, ökologisch und sozialen nachhaltigen Einsatz der öffentlichen Mittel, Transparenz des Vergabeverfahrens, Gleichbehandlung und Förderung des wirksamen, fairen Wettbewerbs inklusive Massnahmen gegen Wettbewerbsabreden und Korruption abzielt. Die Nachhaltigkeit soll über die gesamte Lieferkette und auch von Subunternehmern umgesetzt werden. Aus der Rechtsprechung ergibt sich, dass ein Auftraggeber die Baumaterialien wie Holz innerhalb der gesetzlichen Rahmenbedingungen frei wählen kann und es keinen Rechtsanspruch auf materialoffene Ausschreibung gibt. Bei niedrigen Angeboten hat der öffentliche Auftraggeber eine Rückfragepflicht. „Wir sind alle angehalten, auf die Änderungen im Beschaffungswesen hinzuweisen und Politiker und Behörden in der Umsetzung zu unterstützen“, sagte Simon Biegger als Schlusswort.
Bericht Thomas Güntert