Lignum Ost bewegt sich sicher auf dem Holzweg
Bei der Mitgliederversammlung von Lignum Ost gab es einen «Geschäftsführer- Stabwechsel» und mit dem Bauherr Dominik Diezi eine interessante Besichtigung der Doppelturnhalle am Bildungszentrum Technik.
Am letzten Donnerstag fand im Bildungszentrum für Technik in Frauenfeld die diesjährige Mitgliederversammlung von Lignum Ost statt, wozu der Vereinspräsident Paul Koch über 70 Mitglieder begrüssen konnte. Im Jahresbericht erinnerte Koch an die vergangenen Veranstaltungen des letzten Jahres. Höhepunkte waren das Frühlings Event bei der «Kifa AG» in Aadorf, die Besichtigung vom Klanghaus am Schwendisee, der VIP-Ausflug für Trägermitglieder auf den Stadlerturm im Zürcher Unterland, die regionale Prix Lignum Verleihung bei der «Kuratle & Jäcker AG» in Märstetten und die Waldbegehung in Hüttwilen zum Thema «Klimafitte Wälder für den Thurgau». Der Geschäftsführer Simon Biegger stellte das Jahresprogramm 2025 vor. Am 2. Juni besichtigt das Architektur Forum Ostschweiz den neuen Ergänzungsbau am Regierungsgebäude in Frauenfeld. Am 12. und 13. September sind die «Schweizer Tage des Holzes» an denen verschiede Betriebe die vielfältigen Möglichkeiten von Holz als Baustoff und Energieträger demonstrieren. Lignum Ost bietet zudem Fachanlässe zu Holzheizwerke & Wärmenetze» an. Mathias Rickenbach präsentierte dann eine detaillierte und ausgeglichene Jahresrechnung 2024 und Budget 2025, die von der Versammlung einstimmig abgenommen wurden.
Bei Lignum Ost dreht sich das Personalkarussell
Der Höhepunkt der Versammlung war die offizielle «Geschäftsführer-Stabsübergabe» von Simon Biegger an seinen Nachfolger Sascha Müller, der mit seiner Familie in Hemishofen wohnt. Der 46- jährige Holzfachmann ist in der Branche bekannt, da er vor drei Jahren mit dem «Fixpod» ein effizientes und nachhaltiges Verbindungselement für Holzelemente und Module entwickelt hat. Paul Koch verabschiedete dann Simon Biegger, der seit dem 1. Mai 2018 in Weinfelden die Geschäftsstelle von Lignum Ost zuletzt mit 60 Stellenprozent führte. Koch lobte insbesondere die Zusammenarbeit im Führungsteam, dem auch der Kassier Mathias Rickenbach und die Sekretärin Anita Aeberhard angehören. In Bieggers siebenjähriger Amtszeit hat sich die Mitgliederzahl bei Lignum Ost auf 97 Mitlieder verfünffacht. Biegger gab mit sichtlichem Stolz bekannt, dass im vergangenen Jahr mit dem Kantonsforstamt Schaffhausen und den «Kowa Baumontagen» in Bichwil zwei neue Trägermitglieder, sowie neun neue Basismitglieder dazu kamen und es kein Abgang gab. Der Perimeter von Lignum Ost erstreckt sich mittlerweile vom Thurgau über den Kanton Schaffhausen bis ins Zürcher Oberland. „Der Zeitpunkt für den Wechsel ist jetzt genau richtig“, sagte Biegger und bemerkte, dass eine Projektleiterin in seiner Schreinerei in den wohlverdienten halbjährigen Mutterschaftsurlaub geht. Biegger wird künftig in Vollzeit die «Schreinerei Kunz» in Frauenfeld führen, die er vor vier Jahren mit seiner Frau Larissa erwarb.
Kanton fördert Thurgauer Holzbranche
Nach dem offiziellen Teil bezeichnete Dominik Diezi, Vorsteher Bau und Umwelt, in seiner Grussrede die Netzwerkorganisation Lignum Ost als ein wichtiger Ansprechpartner, wenn es um die Nutzung des Rohstoffs Holz geht, den der Kanton als Baustoff- und Energieträger fördert. Der Regierungsrat berichtete kurz über Themen, die die Holzbranche betreffen. Zum einen über das Mountain Konzept, das im April bis zum Juni in die Vernehmlassung geht und zum anderen über den Massnahmenplan Klima 2026 – 2030, der bereits in der Vernehmlassung ist. Diezi bemerkte, dass dabei die Finanzierung ein grosses Thema ist. „Aktuell schwimmt der Kanton Thurgau bekannterweise nicht grad im Geld“, sagte Diezi. Kritisch äusserte er sich über das Vorhaben, das Schweizer Waldgesetz bezüglich der Wiederaufforstung nach Rodungen zu Gunsten der Landwirtschaft flexibler zu gestalten. „Wir müssen unserem Wald Sorge tragen, ich würde mir in Bern mehr Holzlobby wünschen“, sagte Diezi.
Vorzeigebau am Bildungszentrum Technik
Ivan Brühwiler, Holzbauingenieur und Brandschutzexperte des Planungsbüros «B3 Kolb AG» referierte über den «Doppeldecker Thurgauer Holz», womit er den Neubau der Doppelturnhalle am Bildungszentrum Technik in Frauenfeld meinte. Er erklärte die Struktur des Baus und zeigte die besonderen Herausforderungen auf. „Die Architekten sind im Architekturwettbewerb auf die spannende Idee aufgesprungen, eine Holz-Beton-Verbunddecke mit einer Spannweite von 16 Meter einzubauen“, sagte Brühwiler und bemerkte, dass die doppelstöckige Halle an die Umgebung angepasst wurde, indem das Untergeschoss zur Hälfte im Erdreich verschwindet. Die grösste Herausforderung war die Auslegung der Holzdecke in Bezug auf das Schwingungsverhalten. „Wenn eine Gruppe im gleichen Rhytmus Aerobic betreibt, wird die Decke durch Schwingungen angeregt“, sagte der Fachplaner. Eine weitere Herausforderung war die Holzbeschaffung, da nicht nur Schweizer Holz, sondern lokales Holz aus dem Staatswald vorgesehen war. Durch die Verwendung von 603 m³ Bauholz, von denen 93 Prozent aus dem Thurgauer Staatswald kamen, wurde auf lange Transportwege verzichtet, wodurch der CO² Ausstoss verringert wurde und CO² im Holz gespeichert wird. Zudem war ein Grossteil des Bauholzes Käferholz, das vor einigen Jahren weit unter Preis ins Ausland verschleudert werden musste. Im Anschluss an die Mitgliederversammlung wurde die Doppelturnhalle mit dem Bauherr Dominik Diezi besichtigt, ehe die Versammlung beim Apero riché seinen Abschluss fand.
Bericht Thomas Güntert