Podiumsanlass bei Konrad Keller AG

11.09.2025 09:09:38

Die Kantone Schaffhausen und Thurgau sind auf dem Holzweg

Am 12. und 13. September präsentiert sich die Schweizer Holzwertschöpfungskette mit verschiedenen Veranstaltungen bei den «Tagen des Schweizer Holzes». In Stammheim gab es bereits am Donnerstag die Auftaktveranstaltung.

 

Thomas Güntert

Andrin Keller, der in der vierten Familiengeneration in der Geschäftsleitung des Säge-, Hobel- und Holzleimwerks der Konrad Keller AG ist, konnte im modernen Aufenthalts- und Ausstellungsraum beim Sägewerk rund 50 Besucher und sieben Referenten zum Podium-Anlass zum Thema «Die öffentliche Hand baut mit Holz aus dem eigenen Wald» begrüssen. „Der Wald ist die grösste Fabrik der Schweiz“, sagte die erste Referentin Claudia Hollenstein, Präsidentin von Lignum Zürich, dem Dachverband der Holzwirtschaft im Kanton Zürich. Martin Kessler erwähnte, dass der Kanton Schaffhausen, von dem 42 Prozent bewaldet sind, ein kleiner Teil dieser Fabrik ist. Rund 83 Prozent der Wälder sind in der öffentlichen Hand, wobei der Kanton mit einem Anteil von 16 Prozent grösster Waldbesitzer ist. Im Schaffhauser Wald wachsen jedes Jahr rund 100´000 m³ Holz nach, wovon 8000 m³ als Bauholz nutzbar sind. Der Schaffhauser Regierungsrat erklärte, dass in der Energiehaushaltsordnung des Kantons festgesetzt ist, dass bei kantonseigenen Bauten vorzugsweise mit lokalem Holz gebaut werden soll, wenn Holz als Baumaterial geeignet ist. Für das neue Strassenverkehrs- und Schifffahrtsamt, das für 16,3 Millionen Franken realisiert und im letzten Dezember in Betrieb ging, wurden im Schaffhauser Staatswald 1100 m³ Käferholz geschlagen und in der Sägerei Tanner in Merishausen zu 350 m³ Lamellen verarbeitet. Zudem konnte der Sägereibetreiber Ivo Tognella Holz aus dem Gemeindewald Merishausen für die Fassadenschalung beisteuern. „Es wäre wünschenswert gewesen, wenn die ganze Verarbeitung im Kanton Schaffhausen gemacht worden wäre“, sagte Kessler. Das war aber nicht möglich, weil es die Submissionsbedingungen bei den Ausschreibungen nicht zulassen und es im Kanton Schaffhausen kein Holzleimwerk gibt, das Leimbinder von einer Länge von 32 Meter herstellen kann. Die Leimbinder wurden bei der Roth Burgdorf AG produziert und bei der Erne Holzbau AG in Laufenburg die Decken und Wandelemente hergestellt. „Durch den Systembau konnte die Bauzeit verkürzt und mit dem sparsamen Einsatz von Beton und der Bindung von rund 1100 Tonnen CO 2 im Holz eine starke Reduktion der Treibhausgasproduktion erreicht werden“, sagte Kessler.
Das Thurgauer Vorzeigeprojekt
Hansruedi Stör, Präsident der Volksschulgemeinde Diessenhofen; Willi Itel, Bürgerpräsident Basadingen-Schlattingen; Simon Paccera, Revierförster Forstrevier Unterthurgau; Beat Brauchli, Projektleiter Walter Schwendimann Holzbau AG, Stammheim und Andrin Keller erläuterten die Herausforderungen beim Neubau des Schulhauses in Diessenhofen. Nachdem ein Projektwettbewerb für einen Massivbau erfolgreich durchgeführt wurde, entschied sich die Bauherrschaft der Volksschulgemeinde Region Diessenhofen in der Projektphase auf die Holzbauweise umzusteigen. Um die Submission zu umgehen, wurde aus dem Bau ein Schulprojekt gemacht, das in den Unterricht mit einbezogen wird. Simon Paccera besorgte das benötigte Holz aus den Revieren Schlatt und Basadingen-Schlattingen. Um die Wertschöpfung in der Region zu behalten, hat die Konrad Keller AG das Holz eingekauft und an die Bauherrschaft weiterverkauft. „Beim Bau mit eigenem Holz ist die Sägerei wieder zum Bindeglied zwischen Wald und Bau geworden“, sagte Andrin Keller. Willi Itel appellierte an die Baukommissionen, Bauherren und Architekten, der Öffentlichkeit zu vermitteln, dass der Wald nicht nur eine Erholungsfunktion hat, sondern auch eine Einnahmequelle ist. Der Projektleiter Beat Brauchli betonte, dass bei der Planung der Holzbauer frühzeitig mit einbezogen werden muss und eine gute Zusammenarbeit der einzelnen Player matchentscheidend ist. „Wir haben jetzt ein Raumklima im Schulhaus, das einfach cool ist“, sagte Stör. Zum Abschluss der Veranstaltung referierte Richard Jussel ausführlich über die Herausforderungen, die der Klimawandel mit sich bringt und zeigte imposante innovative Bauwerke, die er in seiner über 35- jährigen Tätigkeit bei der Blumer-Lehmann AG, Gossau, realisieren konnte. 

 

Das neue Leimholzwerk der Konrad Keller AG

Vor der Podiumsdiskussion gab es einen Rundgang durch das im Jahr 2020 in Betrieb genommene neue Holzleimwerk. Die Konrad Keller AG produziert mit modernster Infrastruktur Leimholzprodukte, die sich durch höhere Tragfähigkeit, Formbarkeit, Stabilität und Wirtschaftlichkeit auszeichnen. Da in den einzelnen Lamellen natürliche Holzfehler wie Risse und Astlöcher ausgeglichen werden, ist die Tragfähigkeit gleichmässiger, wodurch Leimholzbinder ohne zusätzliche Stützen grössere Spannweiten wie Massivholzträger überbrücken können. Für die Herstellung von Leimholz werden die auf 12 Prozent Luftfeuchte getrocknete Bretter auf Holzfehler aussortiert, gekappt und keilgezinkt. Bei dieser Verbindungstechnik werden auf der Stirnseite des Holzes Zinken eingefräst, Leim aufgetragen, die Holzstücke an der Stirnseite zusammen gestossen und auf die gewünschte Länge gekappt. Durch die verpresste Verzahnung entsteht eine stabile formbeständige Verbindung zwischen zwei Hölzern, die durch den Leim noch verstärkt wird. Die 30 bis 45 Millimeter dicken und 90 bis 305 Millimeter breiten Lamellen werden auf beiden Seiten gehobelt, um einen gleichmässigen Pressdruck zu ermöglichen. In der Förderanlage werden auf den Lamellen einseitig spezieller wasserfester Polyurethankleber aufgetragen. Dann werden sie in der 16,5 Meter langen Presse bis einen Meter hoch übereinandergelegt und mit einem Druck von acht bis neun Kilogramm pro Quadratzentimeter 50 Minuten lang zusammengepresst. Nach dem Aushärten werden die Balken gehobelt und auf Mass geschnitten. Die Produktion erfolgt im Einschichtbetrieb mit drei Mitarbeitern, einem Auszubildendem Holzberbeiter EFZ und dem Produktionsleiter. Jährlich werden zwischen 2500 und 3000 Kubikmeter Endprodukte hergestellt. Dafür werden rund 7000 Kubikmeter Rundholz benötigt, aus denen etwa 4200 Kubikmeter Lamellen produziert werden. Bei der Leimholzherstellung entstehen 35 Prozent Nebenprodukte, die in der Heizzentrale energetisch genutzt und zu Pellets verarbeitet werden. Bei den Tagen des Schweizer Holzes im Jahr 2017 hat die Konrad Keller AG mit einem 157,3 Meter langen, 20 Zentimeter breiten und sechs Zentimeter hohen keilgezinkten Balken einen Weltrekord aufgestellt.  

 

 


 

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