Holz ist der Bau- und Werkstoff der Zukunft
Beim diesjährigen «Prix Lignum» des Dachverbandes der Schweizer Wald- und Holzwirtschaft wurden in der Region Ost fünf Holzbauten und drei Schreinerarbeiten ausgezeichnet. Als einziges Projekt aus dem Thurgau bekam das Primarschulhaus Martin Haffter in Weinfelden den begehrten Preis.
Text: Thomas Güntert
Bilder: Thomas Güntert / Ladina Bischof
„Die Bauherren und Architekten der innovativen Holzbranche haben das klimaneutrale, umweltschonende, energiesparende und vielfältig einsetzbare Holz als den Baustoff der Zukunft entdeckt“, sagte Paul Koch, Präsident von Lignum Ost, als er bei der Firma Kuratle & Jäcker in Märstetten zahlreiche Wettbewerbsteilnehmer, Jurymitglieder und Branchenvertreter zur «Prix Lignum» Preisverleihung der Region Ost begrüsste. Koch, der auch das Forstrevier «Thurforst» der Gemeinden Uesslingen-Buch, Warth-Weiningen und Neunforn leitet, bemerkte, dass mit Holz mittlerweile Projekte realisiert werden, was vor wenigen Jahren noch unvorstellbar gewesen wäre. „Der einzige Weg, grossartige Arbeit zu leisten, ist wenn man liebt, was man tut“, sagte der Hausherr Roger Kuratle und bezeichnete die Holzbranche als die geilste Branche überhaupt.
Lignum will eine Mehrnutzung im Schweiz Wald
“Unser Holz ist unser Stolz“, sagte Jakob Stark, Präsident von Lignum Schweiz. Holz ist der einzige nachwachsende Rohstoff, den die Schweiz hat. Der Thurgauer Ständerat, der als Bauernsohn seit jeher mit dem Holz verwurzelt ist, bemerkte, dass in der Schweiz Holz in Fülle vorhanden ist, weil jedes Jahr doppelt so viel nachwächst, wie herausgeholt wird. „Der Wald überaltert und das ist nicht nachhaltig“, betonte Stark und bemerkte, dass Lignum sich zum Ziel gesetzt hat, dass in den nächsten fünf bis acht Jahren in der Schweiz jährlich etwa eine Million Kubikmeter mehr Holz geschlagen werden kann, was einer Mehrnutzung von 20 Prozent entspricht. In der Schweiz wird jedes Jahr viel mehr Holz verbaut, als in den Schweizer Wäldern geschlagen wird. Stark hob dabei auch die Bedeutung des Holzhandels hervor, das die gastgebende Firma Kuratle & Jäcker in grossem Stil betreibt. Der Holzhandel gerate in der Öffentlichkeit und der Politik etwas in Vergessenheit, weil er auch in Konkurrenz zu einheimischen Betrieben steht. Stark betonte, dass es wichtig sei, dem Handwerk mit Importen benötigtes Material bereitzustellen, das in der Schweiz nicht produziert werden kann. Als zweites grosses Ziel von Lignum erwähnte Stark die Kaskadennutzung, die Herstellung von möglichst langlebigen Produkten aus Holz, in denen der Kohlenstoff langfristig gebunden werden kann, damit der Co 2-Gehalt in der Luft zurückgeht. „Mehr Holz am Bau und im Ausbau, sowie bei der Güterproduktion ist die nachhaltigste und günstigste Klimaschutzmassnahme die es gibt“, betonte Stark. Er bedankte sich bei Paul Koch und dem Geschäftsführer Simon Biegger für Ihren Einsatz beim Verein Lignum Ost, der vom Dachverband juristisch unabhängig ist und selbständig und unkompliziert die regionale Wald- und Holzwirtschaft fördert.
Leuchtturmprojekte aus Holz
Dominik Diezi bezeichnete Holz als den Baustoff der Zukunft, weil heute damit Projekte realisierbar sind, die vor wenigen Jahren noch unvorstellbar gewesen wären. Der Thurgauer Chef des Departements Bau und Umwelt, bemerkte in seiner Grussrede, dass es im Thurgau das Gesetz eigentlich nicht mehr bräuchte, das den Kanton verpflichtet mit Holz zu bauen. Im letzten Jahr wurden mit der Gebäudeerweiterung am Hauptstützpunkt der Seepolizei Kreuzlingen und der Doppelturnhalle in Frauenfeld zwei kantonale Hochbauten aus Holz realisiert. Zurzeit wird im Massnahmenzentrum Kalchrain der niedergebrannte Schweinestall durch einen Offenfrontstall aus Thurgauer Holz ersetzt und im nächsten Jahr der Erweiterungs-bau de Kantonsschule Frauenfeld in Holzbauweise. Ein Leuchtturmprojekt ist der vierstöckige Anbau beim Regierungsgebäude Frauenfeld, der bis zum geplanten Bezug im Juli nächsten Jahres mit Holz aus dem Staatswald gebaut wird. Diezi bemerkte, dass für den Innenausbau des 40-Millionen Projekts auch Käferholz verwendet wird, das mit dem Blauton dem Bau eine eigene Identität geben wird. „Ich bin gespannt, was im Holzbau künftig noch alles möglich sein wird“, sagte Diezi.
Der Wettbewerb Prix Lignum
Der Prix Lignum Perimeter ist in fünf Regionen aufgeteilt und die Region Ost besteht aus den Kantonen St. Gallen, Thurgau, Graubünden, Glarus, Appenzeller Innerrhoden und Ausserrhoden, sowie dem Fürstentum Liechtenstein. Simon Biegger bemerkte als Region Ost Projektleiter, dass die Prix Lignum Preise seit 2009 alle drei Jahre schweizweit den Prix Lignum vergibt, der von den Berufsverbänden Holzbau Schweiz und Verband Schweizerischer Schreinermeister und Möbelfabrikanten, sowie nationalen und regionalen Partnern unterstützt wird. In diesem Jahr wurden schweizweit 583 Objekte eingereicht. „Es waren so viele wie nie zuvor, was zeigt, dass sich der Prix Lignum in der Fachwelt klar etabliert hat“, sagte Biegger. Neben 462 Holzbauten wurden auch 121 Schreinerarbeiten in einer neuen Kategorie bewertet. Nachdem in Bern die Schweizer Siegerprojekte ausgezeichnet wurden, gab es in Märstetten für fünf Holzbauten und drei Schreinerarbeiten die Auszeichnungen der Region Ost.
Ein Prix Lignum für den Kanton Thurgau
Die Laudatio für die einzelnen Projekte hielten die Tessiner Architektin Monique Bosco-von Allmen und der Holzbauingenieur Stefan Zöllig aus Thun, die in der Jury waren. Als einziges Projekt aus dem Thurgau wurde das Primarschulhaus Martin Haffter in Weinfelden ausgezeichnet. Die sieben bis zwölfjährige Kinder haben den Neubau unterrichtsbegleitend vom Holzschlag über den Zuschnitt in der Sägerei bis hin zur Produktion der Bauelemente und dem Aufrichten des Baus mitverfolgt. „Als die Schüler das neue Schulhaus bezogen hatten, wussten sie schon viel über den Holzbau und die Nachhaltigkeit“, sagte Zöllig. Das Holz ist im Schulhaus als Balken der Holz-Beton-Verbunddecke oder als Schreinerarbeit im Innenausbau allgegenwärtig. Es ist ein vorzügliches Beispiel, wie aus einem sehr einfachen und robusten Holzbausystem komplexe, identitätsstarke und sehr zeitgemässe Räume entstehen können. Die Gesamtkonstruktion mit der Holzfassade wurde von Lignum Ost auch mit dem Label «Schweizer Holz» ausgezeichnet, da über 80 Prozent des verbauten Holzes aus der Schweiz stammt. „Wenn man das schöne Schulhaus sieht, möchte man gerne nochmals jung sein“, sagte Simon Biegger. Die weiteren Preisträger in der Kategorie Holzbauten sind die Siedlung Waldacker, der Hauptsitz Medisuisse und die Tagesbetreuung Hebel in St. Gallen, sowie die Sekundarschule Landhaus in Teufen (AR). Bei den Schreinerarbeiten wurden der Ausbau Haus 8 in der Klinik Beverin in Cazis (GR), die Treppe im Haus Beuge, Glarus (GL), sowie der Tisch «Massello» der Möbelmanufaktur 1980 in Heerbrugg (SG) ausgezeichnet. Im Anschluss an den Festakt gab es einen geselligen Apèro mit Rock-, Pop- und Bluesklängen der Band «Soundwirt´s».