Schaffhausen: Restaurant Ziegelhütte wurde mit dem Label «Schweizer Holz» ausgezeichnet.
Neid ist die höchste Form von Anerkennung
Mit dem Angus-Kompetenzzentrum «Ziegelhütte» erfüllte sich der Schaffhauser «Baulöwe» Pius Zehnder einen Bubentraum.
Thomas Güntert
Weil beim Neu- und Ausbau des stillgelegten Landgasthofs «Ziegelhütte» am Schaffhauser Längenberg nachweislich rund 63 m³ gelabeltes Schweizer Holz verbaut wurden, verlieh Lignum Ost das Label «Schweizer Holz». Die Ostschweizer Sektion des Schweizer Dachverbandes der Holzwirtschaft vergibt diese Auszeichnung, wenn mindestens 80 % vom Bauholz aus dem Schweizer Wald stammen. Der Verbandspräsident Paul Koch bemerkte, dass diese Menge Holz in drei Minuten nachwächst und 45 Tonnen CO2 gebunden hat, was der Jahres CO2-Emmission von neun Personen entspricht. Der Lignum Geschäftsführer Simon Biegger fügte hinzu, dass die Gesamtmenge an verarbeitetem Schweizer Holz noch viel grösser ist, da die ausführende Firma Tanner Holzbau aus Merishausen Eichenböden, Tische und andere Bauteile ebenfalls aus einheimischem Holz produzierte.
Aus Geschäftspartnern wurden Freunde
„Im Fokus steht aber das Angusrind“, betonte Pius Zehnder, der das 6,3 Millionen Projekt zusammen mit dem Gastwirt Urs Hallauer, dem Planer Javier Horrach und seiner Frau Astrid realisierte. „Wir haben den Bau als Partner angefangen und als Freunde beendet“, sagte Zehnder und bemerkte, dass ihnen dabei die Corona Pandemie extrem entgegengekommen sei, weil man da Zeit hatte. „Die erfolgreichen Unternehmer checken das Geben und Nehmen“, betonte Zehnder und erklärte, dass die Regionalität in Schaffhausen extrem wichtig sei, da der Kanton mit Deutschland und dem Rhein praktisch zwei Grenzen habe. „Wir wissen schon seit über 20 Jahren, dass wir dem Sanitärler im Dorf die Arbeit geben müssen, wenn wir die Bodenplatte betonieren wollen, wenn er mal etwas macht“, sagte Zehnder.
Angus Kompetenzzentrum
Unmittelbar hinter dem Gasthaus, das in diesem Jahr von der Hallauer Gastro GmbH übernommen wurde, baute der Privatmann Pius Zehnder ein Kompetenzzentrum für Angusrinder. Auf einer fünf Hektaren grossen Weidefläche errichtete er einen hölzernen Weideunterstand und fördert mit ökologischen die Artenvielfalt im Siedlungsraum. Im März brachte er acht Mutterkühe mit den Kälbern, sowie zwei Pferde mit Fohlen aus seinem ebenfalls neu errichteten Mutterkuh-Winterstall von seiner «Alp Laubenstaag» in Bargen, wo der Rest der 30 Tiere umfassenden Herde untergebracht ist. „Bis im Juni ist auch ein saisonaler Muni da“, sagte Zehnder. Die Tiere werden von einem geschützten Arbeitsplatz der Ziegelhütte fürsorglich betreut. „Am Anfang habe ich gedacht, wir haben Elefanten, die Leute sind schier ausgeflippt“, sagte Zehnder und bemerkte, dass es im Kanton Schaffhausen nicht mehr viele Kuhherden gibt und die Leute das Angebot wahnsinnig schätzen. Am Anfang wussten Zehnder und Hallauer nicht, ob es gut kommt, wenn die Tiere neben der Küche leben, wo sie zu kulinarischen Köstlichkeiten verarbeitet werden. Zudem wurden Fliegen in der Gartenwirtschaft befürchtet. „So lange wir Ordnung haben, etwas mehr Einstreu geben und ab und zu mal einen Ventilator laufen lassen, ist es kein Problem“, sagte Zehnder.
Baumeister wird zum Bauer
Nachdem Pius Zehnder im Jahr 1996 mit der «pmb bau ag» eines der grössten Baugeschäfte in Schaffhausen gründete und 20 Jahre als erfolgreicher Baumeister tätig war, hat er sich in Bargen in der nördlichsten Gemeinde der Schweiz ein kleines Paradies geschaffen. In den letzten acht Jahren wurden rund anderthalb Millionen Franken in eine Anguszucht investiert. Weil der ehemalige «Baulöwe» mittlerweile eine eigene Immobilienfirma betreibt, kamen im Dorf Befürchtungen auf, dass er als Schlitzohr noch irgendwo ein Hintertürchen für Spekulationen offen hat. Zehnder bemerkte, dass es wie überall auch Neider gibt, die ein Problem mit ihm haben. „Als wir das Baugeschäft noch hatten und Pius aus dem Dorf gefahren ist, als die Leute noch im Bett lagen, und er als einer der letzten abends heimgekommen ist, hat ihn niemand darum beneidet“, sagte seine Frau Astrid. Erst als die Ernte des Erfolgs eingefahren wurde, kam im Dorf eine gewisse Missgunst auf. „Neid ist die höchste Form von Anerkennung“, betonte Pius Zehnder.